Der Ritter von der traurigen Gestalt

Wippersberg, Walter, 2001
Lese-Insel
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Medienart Buch
ISBN 978-3-85197-415-7
Verfasser Wippersberg, Walter Wikipedia
Beteiligte Personen Schopf, Oliver Wikipedia
Schlagworte Ritter, Klassiker
Verlag Obelisk
Ort Innsbruck
Jahr 2001
Umfang 155 S. : Ill.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Walter Wippersberg. Ill. von Oliver Schopf
Annotation Annotation: Eher langatmige Nacherzählung der wahnwitzigen Abenteuer des edlen Ritters Don Quijote. Rezension: "Haben Träume und Wunder denn gar keinen Platz mehr in eurer Welt? Wahrlich, Sancho, ich sage dir, das ist nicht meine Welt und wird es nie werden!" - Das dürfen wir ihm getrost glauben. Fassungslos stünde der letzte Ritter von La Mancha vor unserem alltäglichen Leben und ungeduldig würde er darauf drängen, endlich los zu reiten: Man muss Großes wollen! Nämlich: In dieser erbärmlichen Welt das Goldene Zeitalter neu erwecken. Karl Marx hat vom Ende der Entfremdung geträumt, Jesus Christus das Reich Gottes zumindest angekündigt, einzig Don Quijote hat seine Ideale kompromisslos in die Tat umgesetzt. Lächerlich scheiternd zwar, hilflos und erfolglos, dafür aber männlich-heroisch. Wer schert sich schon um Erfolg? Ein echter Ritter gewiss nicht, allenfalls lächerliche Spießer. Wer so wie Don Quijote im Phantastischen lebt - atemlos überspannt, leidenschaftlich und kühn -, der strengt an. Und wie viel mehr die 1000 Seiten des Originals in ihren oft antiquierten Übersetzungen! Erich Kästner hat 1956 eine viel zu kleine Auswahl herausgebracht, in der er mit einfachsten Mitteln und voller Augenzwinkern erzählt, ein einziger Genuss. Der umfangreichere Band von Wippersberg kommt daran leider nicht heran. Wo Kästner mit Dialogen und Signalwörtern Tempo und Spannung erzeugt, dominiert bei Wippersberg die eintönige Aneinanderreihung. Das Übergewicht der indirekten Rede und eingefügte Erklärungen erfordern vom Leser Ausdauer. Auch die Karikaturen von Oliver Schopf setzen allzu deutlich den närrischen Don Quijote ins Bild und lassen die schelmische Ironie des Originals kaum mehr erahnen. Dennoch bleibt das Buch unverzichtbar für alle, die Kästner kennen und bisher zu phlegmatisch waren, Cervantes zu lesen. Unverzichtbar auch für alle, die das Goldene Zeitalter schon fast vergessen haben: "Jetzt aber wusste er, wie groß und bunt die Welt war. Sie hatte ihn nicht gut behandelt, er hatte Prügel bezogen, und doch sehnte er sich danach, noch mehr von ihr zu sehen. Langweilig kam ihm das Leben auf einmal vor, das er geführt hatte." Die Sehnsucht nach den Abenteuern der großen Welt vermag Don Quijote alle Mal zu vermitteln. Und wer kein Ross mehr im Stall und keine Rüstung zur Hand hat, soll sich gleich auf den Cervantes stürzen. *ag* Klaus Gasperi