Fünf Viertelstunden bis zum Meer : Roman

Kwast, Ernest van der, 2016
Öffentliche Bücherei Mutters
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Medienart Buch
ISBN 978-3-442-71419-3
Verfasser Kwast, Ernest van der Wikipedia
Beteiligte Personen Ecke, Andreas Wikipedia
Systematik DR - Romane, Erzählungen, Novellen
Schlagworte Meer, Italien, Bikini, unerfüllte Liebe, Zufälle, Juli 1945, verpasste Chancen, Brief nach 60 Jahren
Verlag btb
Ort München
Jahr 2016
Umfang 96 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage Erste Auflage
Sprache deutsch
Verfasserangabe Ernest van der Kwast. Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
Annotation Quelle: Pool Feuilleton;
Die Kunst des Apfelklaubens führt am Lebensabend zu großem Frieden und weit gespannter Erkenntnis.
Seit der Bestsellerautor Ernest van der Kwast zumindest teilweise in Südtirol lebt, versucht er auch den Stoff aus dieser Gegend aufzunehmen. Neben den "Eismachern" aus entlegenen Tälern haben es ihm vor allem die Apfelklauber angetan, die offensichtlich zur Romantik fähig sind, wenn man sie nicht ordentlich bezahlt.
"Fünf Viertelstunden bis zum Meer" ist eine romantische Abrechnung mit jener ersten Liebe, die erst unter der weißen Kopfpracht des Alters ihre Erfüllung findet. In Bozen kriegt der pensionierte Apfelklauber Ezio einen Brief aus der Vergangenheit und setzt die Erinnerungsmaschine in Gang. Ezio ist vor über sechzig Jahren aus Lecce aufgebrochen, um die Gedanken an seine Liebe zu verdrängen und in Südtirol Äpfel zu klauben. Tatsächlich wird im Geäst der Plantagen die Geschichte von Giovanna allmählich dünner, während die Äpfel immer reifer werden.
Als Jugendlicher hat er sich aufgerafft, bei Giovanna zu Hause zu läuten und sie abzuholen. Es geht ans Meer, das fünf Viertelstunden Fußmarsch entfernt dahinplätschert und auf die beiden wartet. Alles ist unschuldig, die Gespräche, die Zukunft, die Berührungen. Als Höhepunkt der Erotik holt ihm Giovanna einen Dreckklumpen aus dem Nabel, und er bedankt sich mit einem Nabel-Gegenkuss. Der aufpassende Bruder nennt sie daraufhin die Hure mit dem Nabel. Im Original heißt der Roman schließlich Giovannas Nabel.
Im Rausch der Gefühle ist auch ein Heiratsantrag fällig, doch dann erschrickt Ezio darüber, und er haut ab, er wird erst als Greis wieder zurückkommen und an die alten Gefühle andocken.
Partikel aus dem Altersbriefverkehr, Erinnerungsflashs an den apulischen Strand, die karge, gefühlsstarke Zeit um 1945, das gepflegte, seniorentaugliche Bozen der Gegenwart, die Verlässlichkeit der Intercity-Züge nach Süden, das alles wechselt im sanften Gegenschnitt des biologischen Herbstes und bringt unter anderem so schöne Sätze hervor: "Schreib mir nichts oder schreib mir alles: dass du mich liebst." (89)
Wie alle Bestsellerautoren beherrscht Ernest van der Kwast das Handwerk, große Begriffe für ein großes Publikum aufzutischen. Zwar werden Ortsnamen wie Bozen oder Lecce genannt, aber die Szenerie bleibt dann vage und diffus und könnte überall spielen. Auch die Apfelklauberei ist eher ein Pixel aus einem großen Marketing-Plakat als eine konkrete Verknüpfung mit der Arbeitswelt.
Mit dieser Liebesgeschichte lässt sich perfekt der Sommer in den Herbst hineintragen, die Jugend der Gefühle in die Apfelreife des Alters. Sehr symbolisch und nett.
Helmuth Schönauer